WEB POSTER EXHIBITION - The rebirth of the German Poster Museum in Essen

The German Poster Museum in Essen (DE), incorporated in 1969, is not the oldest, but probably one of the biggest poster museums in the world with more than 300 000 posters in it's collection. After the retirement of the first director, Dr. Frieder Mellinghoff, in 2002, the museum went into hibernation pending a review of the concept, organization, and financing, and relocated from the city center to an "abandoned coal mine" in the suburbs of Essen. On April 1, 2005, a new director was appointed: Rene Grohnert, a longtime passionate poster fan, who kindly sent me the following pictures and text (in german), which describes the history, the transfer and the relaunch of the museum. As will become clear from the lecture, the dire straits turned out to be a veritable poster heaven, the envy of anyone with a large poster collection.




Das Deutsche Plakat Museum - Geschichte, Umzug, Neuanfang

von René Grohnert [R.G.] und Lars Herzog-Wodtke [L.H.-W.]

Wenn man sich die Geschichte des Deutschen Plakat Museums in Essen ansieht, so fällt dessen Gründung in eine Zeit, in der sich das Verhältnis zum Plakat in der Gesellschaft stark gewandelt hat. Ein kurzer Blick auf die Entwicklung dieser Umstände zeigt die Zusammenhänge auf.

Zur Geschichte des Sammelns von Plakaten
Man stelle sich Paris im späten 19. Jahrhundert vor. Die Grossstadt hat einige weissgetünchte Häuser, die meisten Strassenfluchten aber sind grau. Viele Menschen hasten durch die Strassen, auch ihre Kleidung ist überwiegend braun bis grau. Leuchtende Farben sieht man lediglich sonntags in der Kirche, wo das Tageslicht die Kirchenfenster zum Leuchten bringt und die Menschen ihr bestes Gewand anlegen. Nun kommen auf einmal grossformatige und farbige Plakate an die Wände; eine Sensation, etwas völlig Neues, nie Gesehenes. Euphorische Begeisterung machte sich breit. Ein Zeitzeuge liess sich zu folgender Bemerkung hinreissen: "Das schönste Naturschauspiel wird niemals den Anblick einer Plakatwand aufwiegen." [1] Das forderte auch das Sammlerherz im Menschen heraus. Man berichtete davon, dass Plakate bereits wenige Augenblicke nach ihrer Anbringung von begeisterten Sammlern wieder entfernt und "gesichert" wurden. Das Problem der Unterbringung grossformatiger Blätter bestand auch schon damals. So editierte die Imprimerie Chaix [2] eine Sammlerausgabe. Unter dem Titel "Les Maitres de l'Affiche" [3] wurden die besten Plakate des Jahres in verkleinerter Form herausgegeben - ein riesiger Erfolg. Auch das grosse Sammelinteresse trug letztlich dazu bei, dass die publizistische Auseinandersetzung mit dem neuen Medium ernsthaftere Formen annahm.

Nach Deutschland kam die Kunde von den neuartigen Plakaten bzw. das Plakat selbst zunächst über private Wege. Handelsreisende brachten die Blätter mit in die Heimat. Hans Sachs, [4] der wohl wichtigste private Sammler zwischen 1900 und 1933, schilderte seine erste Begegnung mit dem Plakat so: "Zu Ostern 1897 wurde ich in die Unterprima [...] versetzt und drückte dort mit einem Freunde die Schulbank, [...] der von Zeit zu Zeit erzählte, dass er Reklameplakate sammelte. [...] als er mich eines Tages aufforderte, seine geheimnisvolle Sammlung anzusehen, [...] war ich überrascht, welche Leuchtkraft von den Wänden seines kleinen Stübchens ausging, das über und über mit bunten Bildern behängt war [...] und einige machten auf mich einen so mächtigen Eindruck, dass ich im Geheimen wünschte, auch meine Stube gleichermassen auszustatten." [5] So begann eine einzigartige Sammlerkarriere, Sachs trug die an Anzahl grösste und inhaltlich wichtigste private Plakatsammlung zusammen, gründete den Verein der Plakatfreunde (1905-1922) und gab die für uns heute wichtigste Quelle zur Identifizierung von Plakaten jener Zeit, die Zeitschrift "Das Plakat" (1910-1922), heraus.

Aber auch die professionellen Sammler, die Museen, waren gefordert, die sich abzeichnende Entwicklung zu dokumentieren. Dies geschah zunächst zögerlich, und es sollte einigen wenigen Institutionen vorbehalten bleiben, auf diesem Gebiet Weitsicht zu beweisen, [6] Ausstellungen zu organisieren und zum Thema Plakat zu publizieren. [7] Aber erst um 1905, als sich eine eigenständige deutsche Plakatentwicklung abzeichnete, wurden auch andere Institutionen zu Plakatsammelstätten. Der Erste Weltkrieg verhalf dem Propaganda- bzw. dem politischen Plakat ans Licht, ein neuer Bereich tat sich so auch für die Sammler auf.

Nach dem Ersten Weltkrieg hielt die Sammelfreude eine Zeit lang an. So hatte der Verein der Plakatfreunde im Jahre 1921 über 7 000 Mitglieder, die fleissig sammelten und tauschten. "Das Sammeln von Plakaten war in ganz Deutschland in Mode gekommen. Private Sammler und Institutionen waren starke Konkurrenten bei der Suche nach Blättern erster Künstler, grosser Marken oder drucktechnischer Raritäten. Man sammelte an Museen, Universitäten, Kunstgewerbeschulen, Bibliotheken. [...] Allerdings wurden die meisten dieser Sammlungen nicht weitergeführt, gingen z.B. im Zweiten Weltkrieg verloren oder wurden vernichtet, aufgelöst, verschenkt oder verkauft." [8] In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre ebbte das Sammeln langsam ab. Dies mag zum einen an der schwierigen wirtschaftlichen Situation gelegen haben, zum anderen veränderten die Plakate ihr Aussehen. US-amerikanische Werbemethoden hielten in Deutschland Einzug. Das Plakat war immer seltener Ausdruck individueller Gestaltungsfähigkeit, immer öfter jedoch wurde es in eine Werbekampagne eingebunden. Die Corporate Identity einer Firma oder einer Kampagne schrieb die einheitliche Anwendung von Farben, Typographie, Slogans, Bildern usw. vor. Das Plakat verlor in gewisser Weise seine Eigenständigkeit und damit offenbar auch den Charme, den es bis dahin anscheinend auf die vielen Sammler ausgestrahlt hatte. Die oft beschworene Vielfältigkeit des Plakates der 1920er-Jahre existierte vor allem im kulturellen Bereich, erfasste aber die Breite der Plakatproduktion nicht. Sie wurde zwar wegweisend, blieb aber elitär.

Offen bleibt die Frage, warum eigentlich zu den Glanzzeiten des Plakates niemand auf die Idee kam, ein Deutsches Plakat Museum zu errichten!

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten traten auch im Bereich der Plakatsammlungen wesentliche Veränderungen ein. Sammlungen jüdischer Personen, Firmen oder Institute wurden konfisziert, nicht gleich- geschaltete Künstler hatten keine Möglichkeit mehr, tätig zu werden, wurden verhaftet oder emigrierten. Es entstanden aber auch neue Institutionen, die so genannten Gauarchive. Sie hatten die Aufgabe, "Tradition und Gegenwart der nationalsozialistischen Bewegung" zu dokumentieren. Viele der beschlagnahmten Plakatsammlungen wurden in diese Gauarchive überführt. Auch sonst hatten diese Archive viel zu tun. Die NS-Propagandamaschinerie lief zwischen 1933 und 1945 immer auf Hochtouren, der Plakatausstoss war bis zum bitteren Ende enorm. Aber auch diese Institutionen gingen, genau wie viele andere, in den Flächenbombardements der Grossstädte zu Kriegsende zum grossen Teil in Flammen auf, wurden nach der Auslagerung nicht wiedergefunden oder von alliierten Truppen beschlagnahmt. Damit ging auch ein Grossteil visuellen Gedächtnisses verloren.

Der Neuaufbau nach dem Kriege brachte vielerorts nun herrenlos umhervagabundierende Plakatsammlungen zum Vorschein. Selten war es möglich, Herkunft oder Eigentümer zu ermitteln. Mittlerweile befand man sich aber im "Kalten Krieg", und so wurden die aufgefundenen (und nicht nur Plakat-) Sammlungen weder nach Sinn noch nach Verstand, sondern ausschliesslich nach politischer Zugehörigkeit des Standortes zusammengeführt und damit erneut Zusammenhänge zerrissen. Das Plakat als Sammelgegenstand fiel dann ohnehin dem Vergessen anheim. [9]

Erst seit Ende der 1950er-Jahre, mit der massenhaften Verbreitung des Fernsehens, geriet der gesamte Werbemedienmarkt in Bewegung. Es entfachte sich eine Diskussion über die Werbewirksamkeit der "alten" im Vergleich zu den "neuen" Medien, alles kam auf den Prüfstand. Das Plakat veränderte seine Position im Reigen der Werbemedien erneut, wurde von manchem sogar tot gesagt. Nach und nach veränderte das Fernsehen die Preisstrukturen dann zu seinen Gunsten. Angestossen aber war eine Diskussion, die das Plakat verstärkt unter aktueller aber auch retrospektiver Sicht betrachtete.

In den 1960er-Jahren waren es dann Historiker, die das Plakat für sich entdeckten. Sie betrachteten das Plakat als Quelle umfassender historischer Erkenntnis und als Träger konkreten ästhetischen Bewusstseins. So ist es kein Zufall, dass in den 1960er-Jahren die Krefelder Ausstellung "Die Jugend der Plakate" [10] und das Buch "Das deutsche Plakat. Von den Anfängen bis zur Gegenwart" [11] zur Initialzündung für eine neue Plakatrezeption wurden. In diesem Zusammenhang steht die Gründung des ersten nationalen, des Polnischen Plakatmuseums [12] und in der Folge natürlich auch die des Deutschen Plakat Museums [siehe dazu Abschnitt II].

Das Interesse am Plakat wuchs, und man konnte bis zur Mitte der 1970er-Jahre auf allen grossen Flohmärkten in Deutschland Plakate kaufen, vor allem wegen ihrer dekorativen Erscheinung. Einen Handelswert im Eigentlichen stellten die Blätter noch nicht dar. Einige Randbedingungen seien noch erwähnt. 1973 lag das Todesjahr von Toulouse-Lautrec 70 Jahre zurück, so dass keinerlei Urheberschutz mehr auf seinen Arbeiten lag. Die Motive tauchten jetzt auf Tassen, Tellern und Taschentüchern auf und machten ihn zeitweise zum meistzitierten Plakatkünstler. Überhaupt wurde der Jugendstil wieder sehr beliebt, besonders dessen dekorative Qualität. Nicht zuletzt nahm sich das "psychedelische Plakat" [13] diesen Stil zum Vorbild. Dazu kam dann noch die so genannte "Postermanie". Hunderte von dekorativen Motiven für Küche, Flur, Kinderzimmer und WC wurden als Innenraumdekoration angeboten. Bis in die 1980er-Jahre hielt dieser Boom an. Die privaten Plakatsammlungen orientierten sich in der Regel eher thematisch. Sie konzentrierten sich z.B. auf Filmplakate, Eisenbahnplakate oder politische Plakate. Ganz unmerklich aber bekamen die Plakate einen Marktwert. Erste Galerien und Auktionshäuser in Paris und New York widmeten sich ausschliesslich dem Plakat als Ausstellungs- und Handelsgegenstand. Die erste reine Plakatauktion in Deutschland fand 1983 bei Ketterer in München statt, 1986 begannen Jörg Weigelt Auktionen in Hannover mit ihren Aktivitäten. Im Wert stiegen zunächst die Jugendstilplakate, gefolgt von Plakaten der Wiener Secession. Derzeit finden jährlich ca. 50 Plakatauktionen in Europa und den USA statt, darunter auch bei den bekanntesten Auktionshäusern Sothebeys und Christie's in London, Paris, New York und Berlin.

Heute hat das Plakat wieder einen unumstrittenen Platz im Werbemittelgefüge. Die Einsatzmöglichkeiten haben sich sogar erweitert. Speziell für die Hintergrundbeleuchtung gedruckte Plakate strahlen durch die Nacht, drehende Litfasssäulen unterhalten den eiligen Autofahrer bei roter Ampel, Citylight-Boards lassen zwei bis drei bis zu 9 mm² grosse, hinterleuchtete Plakate rotieren, digitale Varianten flimmern auf Grossbildschirmen in U-Bahnhöfen. Die Medienkonkurrenz ist einem ineinander greifenden Konzept gewichen: Plakate werben für Fernsehprogramme, Radiosendungen, Internetseiten. Im Internet kann man sich über Plakataktivitäten informieren, [14] alles scheint möglich. Die klassische Innovation im Plakat aber findet schon lange nicht mehr in diesen durchstrukturierten Werbelinien statt. Plakate für kulturelle Veranstaltungen, die eher auf ihre Zielgruppen setzen denn auf durchgezogene Gestaltungsrichtlinien, haben sich die Gestaltungsfreiheit der Glanzzeit des Plakates erhalten und werden auch immer noch intensiv gesammelt.

Das Deutsche Plakat Museum in Essen
So passt die Gründungsgeschichte des Deutschen Plakat Museums genau in die beschriebene Situation der 1960er-Jahre.

1964 erwarb die Folkwangschule für Gestaltung rund 300 französische Plakate der Jahrhundertwende. Die als Lehrmittel eingesetzte Sammlung wurde unter finanzieller Mitwirkung der Stadt Essen (als Träger der Folkwangschule für Gestaltung) und mit wesentlicher Unterstützung aus der privaten Wirtschaft schnell erweitert. 1968 wurde die Sammlung in der Villa Hügel unter dem Titel "Französische Meisterplakate um 1900" gezeigt. Das Echo war enorm, und so fiel dann die Idee, einen Förderverein zur Gründung eines Deutschen Plakat Museums mit Sitz in Essen zu gründen, auf fruchtbaren Boden. 1969 wurde das Deutsche Plakat Museum e.V. (DPM) als gemeinnütziger Verein gegründet. 1970 trat der Verein dann erstmals mit einer Ausstellung unter eigenem Namen an die Öffentlichkeit.[15]

Abbildung 1: Der damalige Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, eröffnete die erste grosse Ausstellung des Deutschen Plakat Museums e.V. im Haus der Industrieform (1970)

Mit Inkrafttreten des Hochschulgesetzes im Jahre 1971 ging jedoch die Folkwangschule für Gestaltung in einen Fachbereich einer neuen Fachhochschule auf, um sich ein Jahr später als Teil der ebenfalls neu gegründeten Universität-Gesamthochschule Essen wiederzufinden. Da die Trägerschaft nun von der Stadt auf das Land überging, stand die Plakatsammlung zur Disposition. Die Stadt Essen, die sich von Anfang an beim Aufbau der Plakatsammlung engagiert hatte, übernahm schliesslich 1974 die Trägerschaft. Dies geschah per Vertrag mit dem Gründerverein Deutsches Plakat Museum e.V. Dieser Vertrag regelte und regelt bis heute Rechte und Pflichten der Beteiligten. Zur Beratung und Aufsicht wurde ein Kuratorium gegründet, dem Mitglieder des Rates der Stadt Essen und Vertreter des Gründervereins [16] angehören. Organisatorisch wurde das DPM dem Museum Folkwang angegliedert. Eine ständige Präsenz erhielt das Museum zunächst im Haus Industrieform / Alte Synagoge. [17] Die Sammlung wuchs schnell (1974: 100 000 Exemplare), so dass neue Räume gefunden werden mussten. 1979 zog das Deutsche Plakat Museum in Räumlichkeiten in der Rathenaustrasse 2 (Theaterpassage), ebenfalls im Zentrum gelegen. Zunächst wurden dort nur die Depots eingerichtet. 1983 konnten dann im selben Komplex auch die Ausstellungsräume in Besitz genommen werden. Ab jetzt konnten die viel beachteten Ausstellungen [18] auch in eigenen Räumen gezeigt werden. Das Museum konnte sich damit einen guten Ruf in Deutschland und darüber hinaus erwerben.

Abbildung 2: Blick in die ehemalige Plakatgalerie des Deutschen Plakat Museums in der Rathenaustrasse, im Zentrum vom Essen (Ausstellung "Das zweite Gesicht von Günther Kieser", 1990)

Das bisher gezeichnete Bild ist aber nur eine Seite der Medaille, die andere - nicht öffentliche - ist der Zustand der Plakatsammlung selbst. Über die Ausstellungstätigkeiten hinaus blieb aber offenbar keinerlei Raum, um sich der Sammlung als Basis des Museums gebührend zu widmen. Langfristig führte dies dazu, dass die Sammlung zwar durch Schenkungen, Übertragungen und vereinzelte Ankäufe anwuchs, man jedoch von einer systematischen Sammlungstätigkeit eben soweit entfernt war wie von der Möglichkeit einer gezielten Forschungstätigkeit.

Mit dem Anwachsen der Sammlung über die Jahre (2005: über 340 000 Exemplare) erwiesen sich die Depots als hoffnungslos zu klein, der bauliche Zustand des Hauses selbst verschlechterte sich ebenfalls. So entstand Stück für Stück eine Situation, die die Existenz des Museums selbst in Frage zu stellen drohte. Im Jahre 2004 wurden die entscheidenden Grundlagen für einen Neuanfang gelegt. Es wurde überlegt, welcher Voraussetzungen es bedarf, um die Arbeitsfähigkeit des DPM als zentralen Ort für Plakatsammlung und Ausstellung wieder herzustellen. Als erster Schritt wurde die Verlagerung der Sammlung in angemessene Räumlichkeiten geplant. Angemessen hiess in diesem Fall, ausreichenden Platz für eine zukunftssichere Lagerung zu finden. Dieser Platz wurde in den Räumen des ZukunftsZentrums Zollverein gefunden, [19] die Ausstattung bereitgestellt. Nach gründlicher Planung begann der Umzug der Sammlung dann im September 2004.

[R.G.]


Wie man mit 300 000 Plakaten umziehen kann

Depotsituation
Die Sammlung des Deutschen Plakat Museums war bis Ende 2004 auf ca. 700 m² in zwei Gebäudeteilen der Rathenaustrasse in sehr verschachtelten Kellerräumen untergebracht. Die in die Jahre gekommenen Depots mit Heizungs- und Wasserleitungen wiesen erhebliche bauliche Mängel auf. So war das Klima mit schwankenden Temperaturen von 16 bis 26 C und einer relativen Luftfeuchte von durchschnittlich 32 % zu instabil und viel zu trocken. Dazu kamen Wasserschäden durch Wasserrohrbrüche und durch die Aussenwände eindringendes Regenwasser, das partiell zu Schimmelbefall und zu Salzausblühungen geführt hat.

Abbildung 3: Sachgebietsablage in Mappen mit gemischten Formaten.

Ein Grossteil der Plakate lag in säurehaltigen Wellpappmappen in offenen Holzregalen, ein Teil lose dicht gedrängt in Planschränken und in Kompaktusanlagen. Die Grossformate waren an Klemmbügeln befestigt und an Stangen unter die Decke gehängt. Dazu kam eine Vielzahl von gerollten, gefalteten und an Kartenstangen montierten Plakaten. Dies führte z.T. zu erheblichen mechanischen Schäden an den Plakaten, zumal kaum Arbeitsflächen für eine Bearbeitung vorhanden waren. Auch war ein Reinigen der Depots so nicht möglich und viele Plakate wurden von einer Staubschicht überzogen.

Die rasch anwachsende Sammlung mit einer Vielzahl von Schenkungen und Übertragungen ganzer Plakatsammlungen wurde nach Sachgebieten und Namen, ungeachtet der Plakatformate abgelegt. Dazu kamen Konvolute aus Ausstellungen und ganze Nachlässe von Künstlern. Ergänzt wird die Sammlung durch eine nicht unerhebliche Anzahl von Objekten zum Thema Typologie und Drucktechnik. So finden sich zahlreiche Entwürfe, Druckplatten und Lithosteine sowie eine Sammlung von ca. 25 Druckmaschinen, die grösstenteils im Demonstrationsbetrieb laufen konnten.

Die Sammlung liess eine einheitliche Systematik vermissen. So finden sich neben der aktuellen Inventarisierung mit der Datenbank Faust 3. [20], in der 4 000 Plakate erfasst sind, verschiedene Inventarisierungsfragmente, z.B. 40 000 Lochkarten mit Microfilmen, die bedauerlicherweise nicht mehr ausgelesen werden können. Dazu kommen Regalbeschriftungen, Schenkungs- und Ausstellungslisten sowie zahlreiche Zugangsbücher.

Ein Gutachten zur Depotsituation und eine Konzeption für eine neue Unterbringung und Bearbeitung der Sammlung, in die umfangreiche Vorarbeiten einflossen [21], bildete den roten Faden für die Entwicklung eines so genannten Notprogramms für das Deutsche Plakat Museum. Nach der Bereitstellung der Mittel konnten im Sommer 2004 die Arbeiten in den Depots beginnen.

Vorbereitungen zur Konservierung und Umlagerung
Um einen optimalen Schutz für die Plakate zu gewährleisten, entschied man sich für eine Neustrukturierung der Sammlung. Die Sachgebietsablage sollte aufgelöst und durch eine nach Formaten und Materialgruppen sortierte Ablage ersetzt werden. Diese bisherige, eindimensionale Ablage wird nach der Inventarisierung durch eine Bestandsdatenbank abgelöst, die vielfältigen inhaltlichen Fragestellungen gerecht wird.

Im ersten Schritt wurde die Sammlung gesichtet und die alte Ablagesystematik, alle Inventarisierungsfragmente und Regalbeschriftungen in einer Datenbank erfasst. So ist mit über 900 Standortnummern die Sachgebiets- und Namensablage jederzeit wieder rekonstruierbar.

Abbildung 4: Sichtung der Bestände und Aufnahme der vorhandenen Informationen.

Es folgte eine statistische Erhebung zu Anzahl und Format der Plakate sowie der Art der Aufbewahrung (plan, gerollt, gefaltet etc.). Hierbei wurden repräsentative Bereiche der Sammlung gezählt und vermessen, um dann über die Stapelhöhen eine Aussage zu Anzahl und Formaten der gesamten Sammlung machen zu können. Auf dieser Grundlage konnten dann Konservierungsverpackungen zum Schutz vor chemischen, physikalischen und mechanischen Schäden mit Formatstandards entwickelt werden:

  • Flexible Mappen aus 200 g/mm² Archivkarton für A3 und A2 Plakate
  • Flexible Mappen aus 400 g/mm² Archivkarton für A1, A0 und A0 Rohbogen Plakate [22]
  • Steife Mappen aus Wabenplatten [23] mit Kartondeckel für Gross- (130 x 280 cm) und Superformate (200 x 280 cm)
  • Schachteln aus Wellpappe für gerollte und gefaltete Plakate [24]
  • Pappröhren, so genannte Hülsen, für Plakate mit Kartenstangen bis zu einer Länge von 450 cm [25]
Als nächster Schritt mussten Arbeits- und Zwischenlagerflächen in den überfüllten Depots geschaffen und ein detaillierter Ablaufplan entwickelt werden. Alle plan liegenden Plakate bis A0 sollten in das neue Depot, in die dort aufgestellten 300 Planschränke mit 1800 Schubladen ausgelagert werden.

Abbildung 5: In den neuen Depoträumen wurden 300 neue Planschränke aufgestellt

Die Grossformate und Rohbogenformate sowie die gerollten Plakate sollen in einem alten, aber umfangreich überarbeiteten und neu strukturierten Depotraum verbleiben. Es folgte eine Ausschreibung der Konservierungsverpackungen und der Speditionsleistung.

Konservierung und Umlagerung
Durch die Restauratoren wurden die Plakate nach Format und Materialgruppe mit Anmerkungen zum Sachgebiet und zum Zustand der Plakate sortiert. Zum Zustand wurden sieben Kriterien erfasst:

  • Holzschliffpapier
  • Selbstklebebänder
  • Gewebekaschierungen
  • Schimmelbefall
  • Wasserschaden
  • auf Pappe o.Ä. aufgeklebte Papiere und
  • in Kunststoff eingeschweisste Plakate
Unter Sammlungsaspekten wurden zusätzlich zur alten Systematik noch Doubletten, Entwürfe, Druckvorlagen oder Druckstöcke, bei Konvoluten die Schenkungsdaten, Datierungen, Künstlernamen oder Titel von Ausstellungen vermerkt.

Abbildung 6: Vorsortieren der Plakate nach Formaten und Materialgruppen

Danach wurden durch Kunstpacker die Plakate zu durchschnittlich je 20 Stück in Mappen zwischen Seidenpapier [26] und gerollte und gefaltete Exemplare in Schachteln verpackt. Die bis zu 450 cm langen Plakate an Kartenstangen wurden in Papphülsen eingeschoben. Auf nummerierten Etiketten wurde das Format, der alte Standort, die Anzahl der Plakate und die zuvor genannten Anmerkungen notiert.

Abbildung 7: Vorsortieren der Plakate nach Formaten und Materialgruppen

Der Transport der Mappen erfolgte in eigens dafür angefertigten Holzkisten, die bedingt durch zu schmale Türzargen nur hochkant bewegt werden konnten.

Abbildung 8: Transport der Mappen in speziell dafür entwickelten Holzkisten

Im neuen Depot angekommen, wurden die Mappen in neu aufgestellte Planschränke [27] nach Formaten sortiert eingelegt und im Anschluss alle Etikettendaten in einer Zustandsdatenbank aufgenommen.

Abbildung 9: Einlegen der Mappen in Planschränke im neuen Depot

Diese Zustandsdatenbank, in der über 18 000 Verpackungseinheiten mit Angaben zum Format, zum alten und neuen Standort, zur Anzahl der Plakate sowie die Anmerkungen zur Sammlung und zum Zustand enthalten sind, ermöglichen jederzeit die Rekonstruktion der alten Sachgebietsablage. Mit diesem "Raster", in dem je 20 Plakate beschrieben sind, lassen sich jetzt gezielt Aussagen zur Quantität und zum Zustand der Sammlung machen:

  • Wie viele Plakate sind auf Holzschliffpapier gedruckt und müssen in Zukunft entsäuert werden?
  • Wo sind Doubletten? Wie viele Plakate weisen Tesafilmverklebungen auf?
  • Wo sind in der Sammlung Entwürfe zu finden? u.v.m.

Fazit und Zahlen
Innerhalb von 60 Arbeitstagen konnten mit je drei Restauratoren [28] und je sechs Kunstpackern [29] rund 340 000 Plakate bearbeitet und 270 000 in das neue Depot in Schubladen ausgelagert werden. Alle ausgelagerten Plakate zusammen würden einen Stapel von 50,4 Metern Höhe ergeben, mit Mappen sogar 60 Meter. Es wurden rund 60 Tonnen Plakate bewegt und 19 Tonnen Verpackungsmaterial verarbeitet.

Abbildung 10: So hoch wäre die Säule, wenn man alle Plakate und Verpackungsmaterialien übereinander stapeln würde - hier im Vergleich mit dem Förderturm der Zeche Zollverein

Die benötigte Depotfläche von über 700 mm² konnte um ca. 200 mm² reduziert werden. Über die Zustandsdatenbank sind jetzt konkrete Aussagen über die Anzahl, die Formate und den Zustand der Plakate möglich und ist somit eine Prioritätenliste für zukünftige Restaurierungsmassnahmen abzuleiten.

Im Rahmen der Inventarisierung sollen die Plakate gereinigt und samt Abbildung in einer Datenbank erfasst (siehe Anm. 20) sowie zu jedem Plakat ein Kurzprotokoll mit Restaurierungskonzept und -aufwand erstellt werden. Somit wird eine Zeit- und Kostenschätzung für die Restaurierung und die Ausstell- und Ausleihfähigkeit über die Datenbank abrufbar sein.

[L.H.-W.]


Die Perspektiven
Die Sammlung ist nun in ihrer Quantität erfasst und in ihrem Bestand gesichert. Die formale und wissenschaftliche Erfassung der Bestände wird nun in verschiedenen Etappen erfolgen. Auf bestehender Grundlage wurde eine neue Datenbank zur Erfassung der Plakate angelegt. Diese Datenbank bietet u.a. die Möglichkeit, auch Bilddaten der Plakate einzubinden, so dass z.B. eine zweifelsfreie Identifizierung von mehrfach vertretenen Blättern möglich ist.

Natürlich wird man die vorhandenen rund 340 000 Plakate nicht im ersten Schritt systematisch erfassen können, dafür fehlen die Kapazitäten. Es ergab sich daher die Frage, nach welchen Kriterien man bestimmte Plakate gezielt auswählt und bearbeitet. Um diese Kriterien festlegen zu können, wurde ein konkretisiertes Museumsprofil erarbeitet. Nur auf einer solchen Grundlage lassen sich alle weiteren Schritte planen. Der Anspruch des DPM wurde folgendermassen formuliert:

  • "Das Deutsche Plakat Museum dokumentiert die Entwicklung des deutschen Plakates im europäischen Kontext." Die Sammlung muss aussagekräftige Einzelstücke und Konvolute enthalten, die die Entwicklung des deutschen Plakates in seinen wesentlichen Etappen dokumentiert.
  • Die Sammlung muss aussagekräftige Einzelstücke und Konvolute enthalten, die den Einfluss deutscher Plakate auf die europäische Entwicklung zeigen (z.B. die Sachplakate um 1910, die Bauhausplakate)
  • Die Sammlung muss aussagekräftige Einzelstücke und Konvolute enthalten, die den Einfluss europäischer Plakate auf die Entwicklung in Deutschland zeigen (z.B. die französischen Plakate des Art Nouveau).

Die "Ausformulierung" dieser drei Grundaussagen in konkrete zeitliche und inhaltliche Beschreibungen bildet dann in Absprache mit dem Museum Folkwang - zu dem das DPM organisatorisch gehört - die Grundlage für das weitere Vorgehen. Dabei kann es nicht um Vollständigkeit gehen, sondern um die Möglichkeit, die generellen Entwicklungslinien der Plakatgeschichte mit der Sammlung dokumentieren zu können.

Anhand dieses Profils, das im Wesentlichen der allgemeinen Plakatgeschichte folgt, wird die Sammlung Schritt für Schritt einer gründlichen Analyse unterzogen. Dabei wird sich dann herausstellen, wo die Stärken der Sammlung und wo deren Schwächen liegen, in welchen Bereichen die Sammlung überpräsent ist, in welchen Bereichen ggf. gar nichts vorhanden ist. Daraus wiederum ergibt sich, in welche Richtung die künftige Sammlungstätigkeit gehen muss. Der hier beschriebene Prozess wird sich nur in Etappen verwirklichen lassen und sich über Jahre hinziehen. Aber nur ein systematisches Herangehen an diese grosse Sammlung lässt darauf hoffen, deren Qualität vollständig zu erschliessen und diese dann auch für verschiedene Ausstellungs-, Publikations- und Forschungsprojekte nutzbar zu machen. Nach ersten Sichtungen der vorhandenen Verzeichnisse und dem Aufscheinen von Blättern hervorragender Qualität während des Umzuges, kann man begründet hoffen, dass diese Sammlung nach der Erschliessung nicht mehr nur quantitativ zu den grössten Sammlungen in Deutschland, sondern auch in ihrer Qualität zu den wichtigsten Sammlungen gehört, mindestens jedoch aufschliessen kann. [30]

Natürlich muss die Bibliothek nach dem Umzug wieder zugänglich gemacht werden, müssen parallel auch Ausstellungen vorbereitet, Ausleihen ermöglicht und Forschungsvorhaben unterstützt werden. Auch das Sammeln aktueller Plakate muss voran getrieben werden. Ein anspruchsvolles Programm. Wenn man aber dem formulierten Anspruch gerecht werden will, so wird man mittelfristig um eine Vergrösserung des Stammpersonals nicht herum kommen, was unter den gegenwärtigen Bedingungen nur schwer zu realisieren sein wird. Das erfolgreiche Einwerben von Drittmitteln wird daher wesentlich zur weiteren Entwicklung beitragen müssen.

Neuer Ausstellungsort
Das Deutsche Plakat Museum wird einen neuen Ausstellungsort erhalten. Auf dem Gelände der "Zeche Zollverein", die als Ganzes zum Weltkulturerbe gehört, soll in den nächsten Jahren eine attraktive Mischung verschiedener Institutionen, darunter auch mehrere Museen, entstehen. [31] Thematisch wird sich die Zeche Zollverein dann als ein Ort zwischen aktueller Designproduktion und ihrer musealen Darstellung, als ein Ort für die Geschichte des Ruhrgebietes und natürlich der Zeche Zollverein selbst präsentieren. Schon heute ist dieses Gelände, mit hunderten von Veranstaltungen im Jahr, fester Bestandteil der Ruhrgebietskultur geworden.

Die ins Auge gefasste Halle [32] bietet genügend Platz, um eine ständige Ausstellung zu präsentieren [33] und parallel dazu im Wechsel Gastausstellungen zu zeigen.

Abbildung 11: Zeche Zollverein: Blick auf das von Sir Norman Foster ausgebaute "red dot design museum". Im Vordergrund rechts die Halle 6, zukünftiger Standort des Deutschen Plakat Museums

Das DPM wird sich nach der Umzugspause mit einer grossen Eröffnungsausstellung in der neuen Ausstellungshalle zurück melden.

Man muss der Stadt Essen, dem Deutschen Plakat Forum e.V. und allen anderen Beteiligten am Neuanfang des DPM für ihr Engagement danken. Trotz aller Probleme hat das Projekt gute Aussichten auf Erfolg.

[R.G.]


Anmerkungen

  1. Zitiert nach Siegfried Kracauer; Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit. Berlin 1980, S. 186
  2. Die Druckerei gehörte einem der Hauptprotagonisten des neuen Plakats, dem Drucker und Grafiker Jules Chéret
  3. Das Werk erschien zwischen 1896-1900. Roger Marx versah alle Ausgaben mit einem aufschlussreichen Vorwort.
  4. Seine Sammlung umfasste 1933 schliesslich 12 500 Stück. Mehr zu Hans Sachs siehe: Rademacher, Hellmut, Grohnert, René (Hrsg.); Kunst! Kommerz! Visionen! Deutsche Plakate 1888-1933 (Ausstellungskatalog des Deutschen Historischen Museums). Berlin 1992
  5. Sachs, Hans; Wie meine Plakatsammlung entstand. In: Die Reklame. Zeitschrift des Verbandes Deutscher Reklamefachleute e.V., Jg. 20/1927, 1. Februarheft, S. 68
  6. Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg veranstaltete bereits 1893 die "1. Europäische Plakatausstellung", 1895 die Ausstellung "Ausländische Plakatkünstler" und 1896 die "Plakatausstellung". In Berlin begann die Kunstbibliothek mit ihrer Sammlung.
  7. Das erste Plakatbuch erschien 1897: Sponsel, Jean-Louis; Das moderne Plakat, Dresden 1897 (Verlag Gerhard Köthmann)
  8. Grohnert, René; Ein Plakat macht unsterblich - aber nur für 24 Stunden! (Über das Sammeln von Plakaten). In: Das Plakat. Magazin für Aussenwerbung und Large Format Printing, Jg. 11/1999, Aprilheft 1999 (seit 2000 als plakativ)
  9. Eine ganz vereinzelte und zeituntypische Ausstellung fand 1949 in Zürich statt: "Das Plakat als Zeitspiegel. Die Sammlung Schneckenberger". Diese Ausstellung nahm in gewisser Weise die erst 15 Jahre später beginnende neue Plakatrezeption vorweg.
  10. Paul Wember (Hrsg.); Die Jugend der Plakate, Krefeld 1962 (Ausstellungskatalog des Kaiser-Wilhelm-Museums Krefeld)
  11. Rademacher, Hellmut; Das deutsche Plakat von den Anfängen bis zur Gegenwart. Dresden 1965 (bis heute das Standardwerk der Plakatgeschichte)
  12. Das Polnische Plakatmuseum wurde 1968 als Abteilung des Polnischen Nationalmuseums gegründet. Auf dem Gelände des im 17. Jahrhundert errichteten Schlosskomplexes von Wilanow (nahe Warschau) fanden Ausstellungs- und Sammlungsräume ihren Platz. Dort findet seither der mittlerweile traditionsreichste Plakatwettbewerb statt, die Biennale. Heute umfasst die Sammlung dort ca. 55 000 Objekte.
  13. Hieber, Lutz; Das psychedelische Plakat. In: PlakatJournal, Jg. 1/1994, Heft 4, S. 7ff
  14. Mehr zum aktuellen Plakatgeschehen: www.posterpage.ch (derzeit die informativste Seite zum Thema Plakat)
  15. Die erste Ausstellung des DPM wurde am 29. Oktober 1970 im "Haus Industrieform" (siehe Anm. 17) eröffnet. Der prosaische Titel "Sammlung internationaler Plakatkunst 1" lässt nicht vermuten, welche Schätze hier der Öffentlichkeit präsentiert werden konnten.
  16. Der Verein benannte sich 1971 in "pro plakat e.V." um und fungiert heute unter dem Namen "Deutsches Plakat Forum e.V.". Name und Designauftritt sind ganz bewusst in Anlehnung an Name und Auftritt des Deutschen Plakat Museums gewählt.
  17. Am 25. September 1913 wurde das Gebäude der heutigen "Alten Synagoge" als "Neue Synagoge" der Essener Jüdischen Gemeinde eingeweiht. Am 9. November 1938, in der "Reichspogromnacht", wurde auch diese Synagoge in Brand gesetzt. Sie blieb aber äusserlich intakt und überstand auch die intensiven Bombardierungen der Essener Innenstadt. Nach 1945 stand sie lange Zeit als Ruine im Zentrum. Die Stadt Essen, die das Gebäude 1959 von der jüdischen Gemeinde erwarb - die für sich eine kleinere neue Synagoge errichtete -, entschloss sich, den Innenraum in eine damals übliche nüchterne Zweckform zu bringen. Das Innere des Hauses wurde entkernt und das Gebäude dann als "Haus Industrieform", als Ausstellungsstätte für Industriedesign genutzt. Erst als Teile dieser Ausstellung 1979 ausbrannten, beschloss der Rat der Stadt Essen, in diesem Gebäude eine Gedenkstätte - als politisch-historisches Dokumentationsforum und Begegnungszentrum - einzurichten, die dann am 9. November 1980 eröffnet wurde. Durch den späteren Rückbau konnte der wesentliche Charakter des Hauses als ehemalige Synagoge wieder hergestellt werden.
  18. Als Ausstellungen seien hier in Auswahl erwähnt:

    1968 Französische Meisterplakate um 1900 Villa Hügel, Essen
    1969 Sammlung Internationaler Plakatkunst 1 Haus Industrieform, Essen
    1970 Aus den Beständen des Museums Haus Industrieform, Essen
    1971 Vier polnische Plakatkünstler Halle 12, Messe Essen
    1972 Herbert Leupin Gruga Halle, Essen
    1973 Pablo Picasso-Plakate Sparkasse Essen
    1974 Plakate des Müttergenesungswerkes Haus Industrieform
    1975 Plakate - Bilder einer Stadt BMW-Museum, München
    1976 So wirbt Henkel seit 100 Jahren Haus Industrieform, Essen
    1977 Bauhaus Künstler im Plakat Haus Industrieform
    1978 Französische Reiseplakate der 20er Jahre Wissenschaftszentrum, Bonn
    1979 Plakate in eigener Sache Kongresszentrum, Berlin
    1980 Schillerplakate Opernhaus Essen
    1981 3. Triennale. Die besten Plakate 1977-1980 Museum Folkwang, Essen
    1982 Almir Mavignier. Sämtliche Plakate Rathaus, Essen
    1983 Lebensbilder - Zeitbilder DPM (Rathenaustrasse)
    1984 Plakate von Rambow, Lienemeyer, van de Sand DPM (Rathenaustrasse)
    1985 Essen in Warschau Plakatmuseum Wilanow
    1986 Grapus DPM (Rathenaustrasse)
    1987 Art Directors Club, New York DPM (Rathenaustrasse)
    1988 Alain le Quernec, Quimper. Das Plakatschaffen DPM (Rathenaustrasse)
    1889 Das zweite Gesicht. Plakate von Günther Kieser DPM (Rathenaustrasse)
    1990 Theater der Welt im Plakat DPM (Rathenaustrasse)
    1991 Olaf Leu - Grafik DPM (Rathenaustrasse)
    1992 Kunst! Kommerz! Visionen! Die Sammlung Sachs DPM (Rathenaustrasse)
    1993 This way. Plakate und Bücher von Heinz Edelmann DPM (Rathenaustrasse)
    1994 Nicolaus Ott und Bernhard Stein DPM (Rathenaustrasse)
    1995 rockin' posters - the rock pop poster show DPM (Rathenaustrasse)
    1996 Zu treuen Händen. Schenkungen an das DPM DPM (Rathenaustrasse)
    1997 Die exotischen Plakate von Gielijn Escher DPM (Rathenaustrasse)
    1998 Brecht ist schon 100 DPM (Rathenaustrasse)
    1999 Tolle Töne - Plakate von Niklaus Troxler DPM (Rathenaustrasse)
    2000 Sanfte Musen im Kalten Krieg. Kulturplakate der DDR DPM (Rathenaustrasse)
    2001 Ikko Tanaka - Plakate und Buchgestaltung DPM (Rathenaustrasse)
    2002 Kinder sind der Rhythmus dieser Welt DPM (Rathenaustrasse)
    2003 Das Gesicht der Welt im Plakat. 100 Plakate 1945-1990 DPM (Rathenaustrasse)
    2004 Werben für die Utopie Museum Folkwang und red dot design museum

  19. Die Sammlung befindet sich seit Februar 2005 in den Räumen eines "Triple Z" genannten Gebäudes (ZukunftsZentrum Zollverein), ganz in der Nähe der Zeche Zollverein gelegen, das von der Stadt Essen u.a. als Innovations- und Gründerzentrum genutzt wird.
  20. "Faust" wird in Essen in allen Museen für die Objekterfassung eingeführt. Hersteller: Doris Land Software-Entwicklung, Postfach 1126, 90519 Oberasbach, info@land-software.de
  21. Das Gutachten erstellten Frau Christiane Schneider, Papierrestauratorin am Museum Folkwang, und Herr Matthes Nützmann, der sich als Papierrestaurator auf die Plakatrestaurierung spezialisiert hat und am Deutschen Historischen Museum in Berlin tätig ist.
  22. GSA Produkte, Orkotten 11-13, 48291 Telgte
  23. Klug Conservation, Walter Klug GmbH & Co.KG., Badeweg 9, 87503 Immenstadt
  24. wie Anm. 23
  25. wie Anm. 23
  26. Karthäuser-Breuer, Lichtstr. 26, 50825 Köln
  27. Es handelt sich um A0 Metallschränke mit jeweils 6 Schubladen, die für kleinere Formate auch teilbar sind.
  28. Papierrestaurierung Herzog-Wodtke, Manteuffelstrasse 20, 45138 Essen, Herzog-Wodtke@cityweb.de
  29. Schenker Stinnes Logistics: Schenker Deutschland AG, Geschäftsstelle Düsseldorf, In der Steele 23, 40599 Düsseldorf, www.schenker.de
  30. Wichtige Sammlungen in Deutschland (Auswahl): Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg; Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz - Kunstbibliothek, Berlin; Deutsches Historisches Museum, Berlin; Stadtmuseum München
  31. Auf dem Gelände der Zeche Zollverein befindet sich bereits das "red dot design museum". Für 2007 ist der Umzug des Ruhrland Museums (dann RuhrMuseum) geplant. Im Aufbau befindet sich die "Zollverein School of Management und Design". Seit 2004 wird ein internationales Atelierstipendium ausgeschrieben. Gearbeitet und ausgestellt wird hier jeweils im "Stellwerk Zollverein". In einem Gewerbepark haben sich zahlreiche Kreativagenturen der verschiedensten Bereiche niedergelassen. Im Jahr 2006 soll das DPM ebenfalls auf diesem Gelände Fuss fassen. (siehe www.zeche-zollverein.de)
  32. Die Halle 6 befindet sich unmittelbar am Haupteingang zur Zeche Zollverein und in der direkten Nachbarschaft zum "red dot design museum". Die ehemalige Elektrowerkstatt bietet ca. 900 mm² Fläche. Bis auf einen grossen Raum, der ca. ein Viertel des Hauses ausmacht, ist das Gebäude zweigeschossig.
  33. Aus konservatorischen Gründen wird es keine Plakatausstellung geben können, die über viele Jahre gezeigt werden kann. Daher wird es "Bausteine" geben. Innerhalb dieser "Baustein-Ausstellungen" wird dann Ausstellung für Ausstellung die "Geschichte des deutschen Plakates im europäischen Kontext" unter verschiedensten Aspekten präsentiert werden.

Autoren

René Grohnert, seit 1. April 2005 Leiter des Deutschen Plakat Museums Essen
Dipl. Museologe (FH), Dipl.-phil. Kunsthistoriker
Deutsches Plakat Museum / Verwaltung
Katernberger Str. 107
45327 Essen
Tel: 0201/88-45108
Fax: 0201/88-45122
email: info@plakatmuseum.essen.de

Lars Herzog-Wodtke
Dipl. Restaurator
Papierrestaurierung Herzog-Wodtke
Manteuffelstr. 20
45138 Essen
email: herzog-wodtke@cityweb.de


Reprinted from an article originally published in "Katharina Fluegel, Frank-Dietrich Jacob, Volker Schimpff (Hrsg.), Curiositas. Zeitschrift für Museologie und museale Quellenkunde. Heft 3-4/2003-2004, Leipzig/Langenweißbach 2005, S. 29ff (Verlag Beier & Beran)", with permission from the author.


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