WEB POSTER EXHIBITION - Havanna - bald wieder Perle der Karibik ?

Ein Reisebericht von René Grohnert

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Kommt man das erste Mal nach Havanna, so ist man sofort gefangen zwischen Klischee und Wirklichkeit. Das Wetter und die sehr freundlichen Menschen lassen einen sofort in Urlaubsstimmung kommen, schnell sieht man aber auch die Kehrseite: aus europäischer Sicht eine Mischung aus Verfall und Armut, die sich ein paar Strassen weiter aber sofort wieder zu Gunsten von Lebenslust und Freude wandelt. Eine lebendige Stadt mit grossen Problemen, vitaler Lebenskraft und Hoffnung.

Plakate sieht man selten in der Stadt und wenn dann nur in relativ kleinen Formaten. An einigen zentralen Punkten in der Stadt kann man sie dann aber doch finden, Plakate für Ausstellungen, Theater und Film. Eine Sonderstellung nehmen die zumeist grossformatigen Werbetafeln für die politische Propaganda ein. An allen wichtigen Strassen und Plätzen werden sie einem entgegen gehalten, sie bestimmen das Stadtbild. Die Parolen kann man in drei grosse Gruppen teilen. Zuerst solche, die Partei und Staat bejubeln, dann die, die zum sparsamen Verbrauch von z.B. Strom und Wasser aufrufen. Zu guter Letzt trifft man auf trotzige Parolen, die klar machen: man wird trotz Embargo durchhalten.

Viel Spass beim Betrachten der Bilder
René Grohnert

trotz Verfall: der Charme der Stadt schimmert weiter, an vielen Orten wird restauriert, die staatlich eingenommenen Gelder aus dem boomenden Tourismus offenbar auch sinnvoll eingesetzt. Havanna Altstadt: hier kann man schon sehen, wie alles einmal aussehen soll. Havanna auf dem Weg zurück zur einstigen Anziehungskraft, gar wieder hin zur „Perle der Karibik"? Postkartenklischee: gibt es aber wirklich.
Fallen sofort im Stadtbild auf: „Ami-Schlitten" aus den 50er- und 60er-Jahren. Diese Autos fahren nicht aus Nostalgiegründen, sondern weil es kaum eine andere Möglichkeit gibt, privat an andere Autos zu kommen. Für uns ein toller Anblick. Schönes Spiel mit den Formen der 60er-Jahre. Plakat im Frühjahr 2002.
Solche Propagandatafeln findet man recht häufig an großen Straßen und Plätzen. Erste Adresse für den Plakatinteressierten ist das „Centro Cultural Cinematografico". Man kann hier Ausstellungen besuchen oder in dem gegenüberliegenden Informationszentrum in der Bibliothek rumstöbern und wird staunen, was man alles noch nicht kennt.

Hier die Adresse:
Cinemateca de Cuba,
Instituto Cubano del Arte e Industria Cinematograficos (ICAIC);
Calle 23 no. 1155, La Habana 4, Cuba
Tel.: + 537 / 34719, Fax: +537 / 333078, eMail: cinemateca@icaic.inf.cu

Wer sich noch an das „PlakatJournal" erinnert, der findet eine Umschlaggestaltung von Muñoz Bachs im Heft 2/1998, die er zusammen mit einem anderen bedeutenden Plakatkünstler Cubas, mit Eladio Rivadulla, entwarf.
Blick in die Ausstellung „Muestra Homenaje a Muñoz Bachs (1937-2001)". Bachs gehörte zu den profiliertesten Plakatkünstlern Cubas. Die Ausstellung zeigte neben den Plakaten auch zahlreiche Originalentwürfe, die die Arbeitsweise von Bachs erahnen ließen. Wer sich aufmacht zum "Instituto Cubano del Arte e Industria Cinematograficos (ICAIC)", den erwartet ein spektakulärer Plakat-Raum. Nicht sehr groß aber eindrucksvoll: ein Überblick über die cubanische Plakatkunst von den Wänden bis zur Decke. Man fühlt sich irgendwie sofort verstanden.
Im ICAIC traf ich zufällig auf Alicia Garcia (re). Sie ist Autorin zahlreicher Veröffentlichungen zum Thema Plakate in Cuba. Es wurde ein schönes Gespräch über Plakate im Allgemeinen und im Speziellen. Der erste und bisher einzige Katalog, der auch einen Rückblick auf die vorrevolutionäre Plakatgeschichte werfen durfte. Zahlreiche Abbildungen lassen erahnen, welcher gestalterische Reichtum existiert hat.

Cinemateca de Cuba, Instituto Cubano del Arte e Industria Cinematograficos (Hrsg.), La Otra Imagen del Cine Cubano, bearbeitet von Sara Vega und Alicia Garcia, Havanna 1997

Im Katalog „La Otra Imagen del Cine Cubano" abgebildet: Filmplakat von 1915 über die Unabhängigkeitskriege 1895-1898.
Ein andere interessantes Projekt lief im Jahre 1999. Man forderte junge Plakatkünstler auf, neue Plakate zu alten Filmen zu entwerfen und stellte sie dann den zeitgenössischen Arbeiten gegenüber. Ein sehr interessanter Vergleich. Cinemateca de Cuba, Instituto Cubano del Arte e Industria Cinematograficos (Hrsg.), Ayer y Hoy. Cartelles de Cine Cubano, bearbeitet von Sara Vega und Alicia Garcia, Havanna 1999

René Grohnert ist Kunsthistoriker und ehemaliger Redaktor des PlakatJournal (1994 - 1998), und hat viele Artikel und Kataloge über Plakate publiziert. Dies hier ist sein zweiter Reisbericht fuer Rene Wanner's Poster Page, nach Are there any posters in New York ? im Juli 2001.


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